Der 4. Sächsische Naturschutztag 2011 in Dresden
Dr. Matthias Rößler: „Dieser Tag ist wichtig für Sachsen …“
Naturschutz im Umbruch

NABU initiierte 4. Sächsischen Naturschutztag in Dresden

"Naturschutz im Umbruch" vom 15.10.2011

Unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten: Gelungener Beginn eines konstruktiven Dialogs Dr. Matthias Rößler: „Dieser Tag ist wichtig für Sachsen …“

Am Samstag, dem 15. Oktober 2011, fand unter der Schirmherrschaft des sächsischen Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler im Blockhaus Dresden der vom NABU Sachsen initiierte und ausgerichtete vierte sächsische Naturschutztag statt.

Bereits in der Eröffnung der Veranstaltung durch Bernd Heinitz und im Grußwort des Landtagspräsidenten, der die Bedeutung dieses Tages würdigte, zeigte sich, dass man sich in einem einig ist: „Trotz der ökologischen Neuausrichtung der Gesellschaft und einer in den 1990er Jahren rapide verbesserten Umweltsituation“, so Dr. Matthias Rößler, „sind wir im Natur- und Artenschutz leider nicht im gleichen Maße erfolgreich gewesen.“ Übereinstimmung bestand auch darin, dass es nur im gemeinsamen, von gegenseitigem Respekt bestimmten Handeln von Verbänden, Verwaltung und Politik Chancen gibt, den Naturschutz in Sachsen voranzubringen. Dazu gehört allerdings – auch das wurde im Laufe des Tages mehrfach betont –, dass die Verbände von der Verwaltung bei Entscheidungsfindungen nicht nur angehört, sondern ihre Argumente und Vorschläge tatsächlich ernst genommen werden.

„Der Versuch, diese für den Naturschutz im Freistaat repräsentative Veranstaltung neu ins Leben zu rufen, schien uns unerlässlich“, so Bernd Heinitz, Vorsitzender des NABU Sachsen, „die Rahmenbedingungen für den Naturschutz haben sich in den letzten Jahren erheblich verschlechtert, und sie werden sich vermutlich nicht verbessern; da müssen sich alle Naturschutzverbände in wichtigen Fragen einig werden und mit den Behörden kommunizieren. Daher wollten wir an dem inzwischen lange zurückliegenden 3. Sächsischen Naturschutztag anknüpfen und alle im Naturschutz Tätigen – Verbände, Politiker, Vertreter von Behörden – zum Ideen- und Erfahrungsaustausch und gegenseitigen Ansporn zusammenführen.“

Dr. Hartmut Schwarze (SMUL), der die Vortragsreihe eröffnete, teilte die Auffassung von Bernd Heinitz, dass sich in den letzten Jahren kaum etwas zum Besseren entwickelt habe, nicht und ging auf zahlreiche positive Resultate des Naturschutzes ein, unter anderem auf das Biodiversitätsprogramm der Landesregierung, die Ausweisung neuer Schutzgebiete, FFH-Grundschutzverordnungen, das Konzept zur Entwicklung eines Biotopverbundes, Beispiele für erfolgreichen Artenschutz, das Durchgängigkeitsprogramm für die sächsischen Flüsse, gute Beispiele für die Kooperation mit Landwirten usw. Die darauffolgenden Vorträge und Diskussionen boten eine große Themen- und Problemvielfalt – Energiepflanzenanbau, zunehmende Flächenversiegelung, Zerschneidung der Landschaft, fortschreitendes Artensterben, die ausstehende ökologische Umorientierung der Landwirtschaft –, und auch eine ungeheure Menge an Wissen und Erfahrung und natürlich kontroverse Standpunkte. Dabei zeigte sich, dass auch die von Dr. Schwarze angeführten Erfolge zu hinterfragen sind und dass zwischen der Sicht von „oben“ und der von „unten“ beziehungsweise der Situation vor Ort durchaus Diskrepanzen bestehen. Das betrifft Grundschutzverordnungen für FFH- und SPA-Gebiete (denen nach Ansicht der Verbände die Verbindlichkeit fehlt), die Kleinwasserkraftanlagen (die nach wie vor zum Massensterben von Fischen führen), die Ausgleichsmaßnahmen (die in einer Vielzahl von Fällen ohne jeden positiven Effekt für die Natur sind), den Beton-Hochwasserschutz, die personelle Ausstattung der unteren Naturschutzbehörden usw.

Bernd Heinitz: „Solche und andere Beispiele sprechen leider dafür, dass der politische Wille zu einem progressiven Naturschutz nur sehr gering ausgeprägt ist. Daher wundert es nicht, dass es bei der Umsetzung richtiger Vorhaben an der dringend notwendigen Konsequenz fehlt. Und es überrascht nicht, dass trotz gewachsenem Umweltbewusstseins und größerer Sensibilität für den Naturschutz die breite Öffentlichkeit zu wenig am Schutz unserer Lebensgrundlagen interessiert und der aktive Naturschutz auf zu wenige reduziert ist, dass deren Kompetenz oft missachtet, wichtige Verwaltungsstrukturen abgebaut, Gesetzesverstöße nicht geahndet werden, die finanzielle Ausstattung des Naturschutzes unzureichend ist usw. Es besteht also ein großer Diskussions- und Handlungsbedarf.“

Umso wichtiger ist der von allen Seiten vorbehaltlos offene und konstruktive und deshalb auch ermutigende Dialog, wie er in Dresden geführt wurde. „Ich hoffe“, so Bernd Heinitz abschließend, „dass er intensiv fortgesetzt und das große Wissenspotential der Verbände und die immer noch vorhandene Energie und Entschlossenheit gezielt genutzt werden.“

NABU Sachsen

Naturschutztag 2011 Hrsg.: NABU Sachsen
Naturschutz im Umbruch
Tagungsband - Naturschutz im Umbruch
Download: Naturschutztag 2011 (PDF)
Hrsg.: NABU Sachsen
Einladung und Programm Naturschutztag 2011 Hrsg.: NABU Sachsen
Naturschutz im Umbruch
Einladung - Naturschutz im Umbruch
Download: Einladung und Programm Naturschutztag 2011 (PDF)
Hrsg.: NABU Sachsen

4. Sächsischer Naturschutztag


Begrüßung


Bernd Heinitz
Vorsitzender NABU Sachsen
Dr. Matthias Rößler
Präsident des Sächsischen Landtages


Referenten


Dr. Hartmut Schwarze
Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft
Philipp Steuer
NABU Sachsen
Reiner Drogla
Landratsamt Bautzen, Untere Naturschutzbehörde
Tobias Mehnert
Grüne Liga, Landesverband Sachsen e. V.
Wolfgang Riether
BUND-Landesverband Sachsen e. V
Hellmut Naderer
NABU Sachsen
Prof. Karl Mannsfeld
Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V.
Thomas von der Heide
Landesverband Sächsischer Angler e. V.
Dr. Rolf Stešffens
NABU Sachsen


Moderation


Dr. Karl-Hartmut Müller
NABU Sachsen


Veranstaltungsort


Blockhaus Dresden (Festsaal)
Neustädter Markt 19 | 01097 Dresden

Impressum

NABU-Landesverband Sachsen e. V.
Löbauer Straße 68, 04347 Leipzig
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